Auf seine Annonce hin konnten wir Kontakt mit Dr. Jean-Sébastien Borghetti aufnehmen, Professor in Privatrecht an der Universität Panthéon-Assas in Paris.

Die Dereux-Orgel wurde 1974 von seinem Vater, Patrice Borghetti (* 1934), erworben, der im September 2020 im Alter von 85 Jahren verstarb. Nun suchte sie ein neues Zuhause ... 

Jean-Sebastien:

„Mein Vater war von Beruf Bankier, war aber ein großer Musikliebhaber und selbst ein Freizeit-Organist und -Cembalist. Er hatte nicht nur seine Dereux, sondern auch ein Klavier und Cembalo daheim. Er gab einige öffentliche Orgelkonzerte, darunter auch eins in den 1980er Jahren in der Kathedrale von Genf. Außerdem unternahm er zusammen mit meiner Mutter, seiner Ehefrau und ebenfalls Freizeit- Organistin, Reisen nach Südfrankreich, Deutschland und in die Schweiz, um auf historischen Orgeln spielen zu können. Eine Zeitlang spielte er in seinen Urlaubszeiten im Rahmen von Gottesdiensten. Ich kann mich noch daran erinnern, dass er während der 1980er Jahre daheim auf seiner Dereux gespielt hat. Ich glaube, im Laufe der 1990er Jahre hat er aufgehört, vermutlich wegen auftretender technischer Mängel, aber vielleicht auch, weil er inzwischen das Spiel auf seinem Cembalo vorzog (obwohl er weiterhin auf Kirchenorgeln spielte).“ 

Nach einer kleinen Reinigungssaktion war schließlich der aufregendste Moment gekommen: das Einschalten!

Der motorisch angetriebene Generator lief langsam an, aber nach kaum einer Minute funktionierte alles reibungslos und beinahe alle Töne und Funktionen schienen noch einsatzbereit.

Genug für jetzt, beginnen wir zunächst mit der Restaurierung. Erst außen, dann die Innenseite...

Die Geschichte des verlorenen Bruchstücks ... 

Ein Stück der Dereux-Orgel fehlte, scheinbar durch nachlässige Handhabung beim Transport abgebrochen. Glücklicherweise erreichte uns später eine Nachricht von Dr. Borghetti aus Paris: 

„Als ich die Wohnung meiner Eltern ausgeräumte, habe ich ein kleines Stück Holz gefunden – ich glaube, es ist aus der Seite der Dereux-Orgel herausgebrochen. Soll ich es Ihnen zuschicken?“

Ich sagte natürlich zu :)

Es geschieht sicherlich sehr selten, dass einem so kleinen Holzfragment so große Aufmerksamkeit zuteilwird – wenn es nicht gerade archäologische Bedeutung hat oder aber von einer Dereux-Orgel stammt! 

Nach der Einpassung des Bruchstücks war die Pariser Dereux-Orgel nun schon äußerlich wiederhergestellt: blitzsauber und in ganz neuem Glanz. Nun sind das Interieur und die Technik an der Reihe ... 

Mitte des letzten Jahrhunderts entwickelte Dr. Jean Adolphe Dereux eine der ersten Orgeln mit Sampling-Technik. Die Töne, aufgenommen von Instrumenten des Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll, werden elektrostatisch reproduziert. 

Von links nach rechts: Verstärker und eingebauter Lautsprecher mit Höhen-Leslie, in der Mitte die registergesteuerte Schalteinheit und rechts der motorbetriebene elektrostatische Generator, der 756 gesampelte Klänge speichert.

Wir haben alle Einzelteile gereinigt und auf ihre Funktionalität überprüft; einige mussten ausgetauscht werden. Anschließend konnte die Orgel wieder zusammengebaut werden. 

Einige kleinere Probleme müssen noch behoben werden, aber der Klang ist schon jetzt beeindruckend. Die Aufnahme wurde nicht bearbeitet, wir haben lediglich einen Behringer DR600-Nachhall ergänzt. 

Schließen Sie Ihre Augen und stellen Sie sich vor, Sie seien im Petersdom :) 

Jean-Sébastien: merci très beaucoup :)

Fortsetzung folgt...